Das Projekt MRU / Erdgasumstellung – Herausforderung für Netzbetreiber
Das Projekt MRU / Erdgasumstellung stellt aufgrund seiner Komplexität hohe Anforderungen an die Projektmanagement Kompetenz des Netzbetreibers. Die Durchführung erfordert auf Seite des Netzbetreibers einen Vollzeit-Projektleiter (100%) mit viel Erfahrung in der Leitung großer Projekte.
Quelle: Bundesnetzagentur
Ausgangssituation
Im norddeutschen und im westdeutschen Raum werden die meisten Verbraucher mit Gas aus den Niederlanden versorgt. Diese Gasvorkommen gehen langsam zur Neige und die Verbraucher müssen in Zukunft Gas aus Norwegen oder Russland beziehen. Gas ist aber nicht gleich Gas. Das niederländische Gas ist sogenanntes L-Gas (niederkaloriges Gas), das einen geringeren Energiegehalt hat, als das sogenannte H-Gas (hochkaloriges Gas) aus Norwegen oder Russland.
Alle Gasgeräte, die jetzt in einem L-Gas Gebiet betrieben werden, müssen für den zukünftigen H-Gas Betrieb umgerüstet werden. Ausgenommen hiervon sind selbstadaptive Geräte. Diese Arbeiten werden von dem jeweiligen Netzbetreiber des entsprechenden Versorgungsgebietes koordiniert und verantwortet.
In Summe handelt es sich bei der Marktraumumstellung (MRU) um das bisher größte Infrastrukturprojekt in der Gasversorgung. Betroffen sind ca. 5-6 Millionen Gasgeräte die in den Jahren 2015 bis 2030 umgerüstet werden müssen. Die Kosten dieses Projektes belaufen sich in Summe auf mindestens 2-3 Milliarden Euro.
Verantwortung für das Projekt MRU /Erdgasumstellung
Nach § 19a EnWG hat der Netzbetreiber die Durchführungsverantwortung des Umstellungsprojektes in seinem Netzgebiet.
Projektbeteiligte
Die eigentliche Arbeit, die Erhebung und Anpassung der Geräte, wird von speziellen Erhebungs- und Anpassungsdienstleistern übernommen. Ein unabhängiger externer Dienstleister übernimt die Qualitätssicherung. Erhebungs-, Anpassungs- und QS Dienstleister werden vom technischen Projektmanagement (TPM) gesteuert. Auch diese Aufgabe wird in den meisten Fällen von einem entsprechend spezialisierten Dienstleister übernommen.
Alle weiteren Aufgaben (und das sind nicht wenige), werden in der Regel vom Netzbetreiber selbst geplant und gesteuert. Auch dafür werden in vielen Fällen externe Berater hinzugezogen. Der Netzbetreiber kann die notwendigen Kapazitäten hierfür häufig nicht mit eigenen Mitarbeitern abdecken. Hinzu kommt, dass spezielles KnowHow vonnöten ist, das interne Mitarbeiter erst mühselig aufbauen müssten.
Hohe Komplexität
Eine der größten Herausforderungen dieses Projektes ist die extrem hohe Komplexität. Natürlich, auf den ersten Blick müssen „nur ein paar“ Gasgeräte angepasst werden. Je nach Größe des Netzgebietes ist allein dies schon eine Herausforderung an sich. Die Geräteanpassung steht auch im Mittelpunkt des Projektes. Aber … darum herum ranken sich viele flankierende Aufgaben. Zum Beispiel mehrere (möglicherweise Europaweite) Ausschreibungsverfahren für die externen Erhebungs- und Anpassungsdienstleister, Technisches Projektmanagement sowie die QS-Dienstleistungen. Nicht zu vergessen die technische Planung der Umstellbezirke, die am Anfang des Projektes steht. Regelmäßige, zielgruppenorientierte Kommunikationsmaßnahmen zu allen externen und internen Gruppen. Die Definition der gesamten Arbeitsabläufe/Prozesse für die Erhebungs- und Anpassungsphase, und und und .… . Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den vielen Aufgaben, die das Projektteam des Netzbetreibers bewältigen muss.
Grafik: Beteiligte/Betroffene Gruppen im Projekt MRU / Erdgasumstellung
Die obige Grafik zeigt betroffene und beteiligte Abteilungen und Gruppen, die in ihren Aufgaben sehr häufig in einer Ergebnis- und/oder Terminabhängigkeit stehen. Hier wird die Komplexität des Projektes noch mal sehr deutlich.
Herausforderung für den Netzbetreiber im Projekt MRU / Erdgasumstellung
Die Anforderungen des Projektes MRU / Erdgasumstellung stellt die meisten Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Der Projektleiter des Netzbetreibers muss ein hohes Maß an Erfahrung, Kompetenz und Sicherheit im Projektmanagement besitzen. Dieses Projekt fordert einen 100% Projektleiter, der in der Lage ist, Methoden und Vorgehensweisen des Projektmanagements spezifisch auf dieses einmalige Projekt anzupassen. Nur so kann das Projekt MRU / Erdgasumstellung für den Netzbetreiber erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen werden.
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